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Wenn es im Ohr plötzlich rauscht und pfeift
Mal lauter, mal leiser, mal bleibt es weg, und manchmal scheint es nicht ­aufzuhören.
© Studio Grand Ouest – GettyImages.com

Tinnitus

Wenn es im Ohr plötzlich rauscht und pfeift

Meist lautet die Diagnose ­Tinnitus und betrifft rund 40 Prozent der Menschen einmal im Leben.

Von Andrea Dungl-Zauner

29.08.2023

Die Ursache eines Tinnitus liegt im Wesentlichen in einer gestörten Verarbeitung von Hörreizen entlang der Hörbahn, also vom Innenohr bis zur primären Hörrinde, einem spezifischen Gebiet des Gehirns. Eine Schädigung der Haarzellen des Innenohrs ist dabei zumeist gegeben. Die Entstehung der akustischen Phänomene geschieht dabei rein im Nervensystem. Bei über 93 Prozent der Patienten liegt eine begleitende messbare Hörminderung vor. Im hohen Frequenzbereich (z. B. Pfeifton) sind die häufigsten Ohrgeräusche sowie meist Hörverlust nachweisbar. Gezielte Wahrnehmung und vermehrte Aufmerksamkeit für diese Phänomene sowie psychische Faktoren (z. B. Stress) verstärken die Symptome.

Therapie?

Eine ursächliche Therapie der chronischen (wenn ein Tinnitus mehr als drei Monate besteht) Ohrgeräusche gibt es bis heute nicht. „Es besteht keine Therapieoption“, ist dennoch eine nicht adäquate Aussage. Auch wenn es keine Heilung gibt, können die bestehenden Beeinträchtigungen im Regelfall in ihren Auswirkungen deutlich gelindert werden. Kognitive Ver­haltenstherapie hilft nachweislich, dass Tinnitus erträglicher wird und in Einzelfällen wieder verschwindet.

In der akuten Phase des Tinnitus infolge einer plötzlichen Hörstörung ist eine hochdosierte Cortison-Therapie üblich. Besteht keine begleitende Hörminderung, handelt es sich meist um ein Überreizungsphänomen, bei dem Entspannungsverfahren und ­begleitende psychotherapeutische Interventionen sehr sinnvoll sind. Je häufiger solche Symptome auftreten, desto wahrscheinlicher wird es, dass durch erneuten Lärm oder totale Stille, Schlafstörungen etc. die Nervenzellen wieder eine Sinneswahrnehmung ­generieren, die kein akustisches Korrelat hat. Erwiesenermaßen eine wertvolle Unterstützung können Maßnahmen zur Verbesserung des Hörverlusts sein. In Einzelfällen kann hierfür auch ein Cochlea-Implantat sinnvoll sein.

Sogenannte Noiser oder Rauschgeneratoren zeigen in Studien keine signifikante Verbesserung der Lebenssituation. Eine medikamentöse Therapie des Tinnitus gibt es bis dato nicht. Die Behandlung allfälliger Begleiterkrankungen (z. B. Ängste, Depressionen) ist notwendig. Für die Methoden der Neuromodulation (elektrische Stimulation oder transkranielle Magnetstimulation) oder der Musik- und Soundtherapien (Tailor-made-Notched-Music-Therapy) gibt es keinen Beleg einer Wirksamkeit.

Maßnahmen zur Optimierung des Lebensstils und Stressreduktion sind empfehlenswert, Tagesabläufe sollten überprüft und neu geordnet werden. Die Einbindung eines Coaches oder Psychotherapeuten ist nicht nur hierfür hilfreich. Die Komplexität bedingt, Patienten möglichst ganzheitlich zu betreuen.

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