Hauptinhalt

Titelgeschichte
Börse Wien auf Rekordkurs
Wien, Wien, nur du allein – ganz so dogmatisch ist es nicht. Aber allemal bemerkenswert: Rund 28 Prozent hat der Wiener Leitindex ATX seit Jahresbeginn bereits an Wert gewonnen. Damit zählt der Finanzplatz Wien heuer zu den besten weltweit. Bis Redaktionsschluss bereiteten nur wenige Börsen, darunter jene in Madrid, Hongkong und Athen, Anlegern mehr Freude. Und dies, nachdem die Börse Wien zuvor zum wiederholten Male schon beinahe totgesagt worden war.
Infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine im Jahr 2022 wirkte das Engagement vieler heimischer Unternehmen in Osteuropa, einst ein veritabler Kurstreiber, auf Investoren abschreckend, weil riskant. Noch schwerer wogen andere Argumente zur Erklärung einer jahrelangen Underperformance des Wiener Aktienmarkts, allen voran die geringe Liquidität und damit eingeschränkte Handelbarkeit zahlreicher heimischer Aktien für institutionelle Investoren. Und ein ungünstiger Branchenmix: Der ATX wird von Werten der sogenannten Old Economy aus den Sektoren Industrie und Finanzen dominiert. Technologieaktien sind kaum vorhanden – und damit genau jenes Segment, in dem in der jüngeren Vergangenheit die Post abgegangen war.
Good old Europe
Inzwischen hat sich das Bild aber gewandelt: Technologieaktien, insbesondere jene in den USA, werden mit Blick auf hohe Bewertungen zunehmend kritisch beäugt. Und europäische Aktien sind in Anbetracht ihrer vergleichsweise attraktiven Fundamentaldaten generell wieder stärker in den Fokus internationaler Investoren gerückt. Und innerhalb Europas wusste wiederum Wien mit einem zusätzlichen Bewertungsabschlag zu überzeugen.
Friedrich Mostböck, Head of Group Research bei der Erste Bank, analysiert: „Nach dem Tech-Hype in den USA mit den Magnificent Seven und einer starken Performance etablierter Märkte und großer Bluechips ist es zu einem Shift hin zu kleineren Märkten sowie Mid und Small Caps gekommen. Davon profitieren Europa und Österreich, da hier die Bewertung vergleichsweise auch noch günstig ist.“ Obendrein könnte die Politik von US-Präsident Donald Trump indirekt geholfen haben: „Anhand von globalen Zahlungsströmen bei Aktien ist erkennbar, dass es infolge irritierender Eingriffe in das Wirtschaftssystem, allen voran diverser Strafzölle, offensichtlich zusätzlich zu einem Shift zugunsten europäischer Märkte kommt, da hier von höherer Finanzmarktstabilität ausgegangen wird“, so Mostböck.
Jetzt weiterlesen
Sie haben bereits ein GEWINN-Abo?
Sichern Sie sich jetzt Ihr Angebot und lesen Sie weiter
Zu den Angeboten