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Interview mit Verbund-Chef Michael Strugl
„Österreich importiert Energie im Wert von zehn Milliarden Euro!“
Bisher hatten wir einen klassischen Strommarkt mit Großkraftwerken und viel Grundlast zu regeln, Erzeugungsformen wie Wind und Sonne spielten kaum eine Rolle, und die Netze waren ausreichend. Inzwischen hat sich die Szene grundlegend geändert: Die Stromerzeugung erfolgt vielfach dezentral, alternative Erzeugungsmodelle verlangen eine neue Struktur, dazu sollen leistungsbezogene und flexible Tarife kommen, die Digitalisierung wird einen zusätzlichen Schub bewirken. Das sind nur einige der zahlreichen neuen Aspekte, das entscheidende Gesetzeswerk hat in der Begutachtung ein Riesenecho ausgelöst. Von den Verbrauchern bis hin zu den Unternehmen: Alles dreht sich um die perfekte und effiziente Versorgung.
GEWINN: Bei der hohen Inflationsrate spielt die Energie eine wichtige Rolle. Deshalb erwarten viele in Österreich, dass durch das neue Gesetz der Strom billiger werden könnte. Sind diese Hoffnungen berechtigt?
Strugl: Der Umbau der Stromwirtschaft könnte das ermöglichen, vor allem, wenn der Ausbau flott vorangeht und es weniger Bürokratie gibt, aber der Preis bildet sich bekanntlich aus Angebot und Nachfrage. Es ist ein komplexes Thema mit vielen Aspekten.
GEWINN: Warum? Die Deutschen haben sogar die Steuern dafür gesenkt, das würde Wirtschaft und Verbraucher doch entlasten.
Strugl: Bei der Stromrechnung entfallen nur 40 Prozent tatsächlich auf den Strom, weitere 30 Prozent auf den Ausbau der Netze, und rund ein Drittel beträgt die Steuer. Ich habe gelegentlich angeregt, dass man ja in Österreich die Steuer auf Strom senken könnte, aber das ist auf wenig Gehör gestoßen.
GEWINN: Aber im Standortwettbewerb führt die Situation dazu, dass unsere Betriebe eine größere Kostenlast tragen müssen als etwa die Deutschen.
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