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Nachhaltige Heizung aus Österreich boomt
Brennstoff Holz: Bei Biomasseheizungen zählen heimische Hersteller zur Weltspitze
© ÖBMV/ABA

Energie und Rohstoffe

Nachhaltige Heizung aus Österreich boomt

In Österreich sind immer noch 840.000 Gas- und 500.000 Ölheizungen in Betrieb. Der Umstieg auf umweltfreundlichere Alternativen läuft aber auf Hochtouren. Davon profitieren zahlreiche innovative heimische Heizungshersteller, die stark wachsen.
17.05.2022

Dass Österreichs Heizkesselerzeuger derzeit alle Hände voll zu tun haben, hat mehrere Gründe. Ganz aktuell natürlich den Krieg in der Ukraine, der jedermann vor Augen führt, wie abhängig Österreich von fossilen ­Energieträgern ist und in welche lichte Höhen private Heizkosten innerhalb weniger Monate klettern können. Der Run auf die Heizkessel hat aber schon davor begonnen, nämlich mit der Klimaoffensive und diversen damit einhergehenden Sanierungs- und Förderangeboten von Bund und Ländern.

Kein Wunder, dass die Auftragsbücher heimischer Kesselerzeuger prall gefüllt sind. Gleichzeitig herrscht Hochkonjunktur bei den Produzenten biogener Brennstoffe wie Hackschnitzel, Pellets, Biogas etc. In Österreich stammen bereits jetzt 52,4 Prozent der gesamten Energiegewinnung aus biogenen Stoffen. Weitere 3,7 Prozent kamen 2019 bereits aus Energie aus Wärmepumpen. Österreichs große Wärmepumpenerzeuger wie Ochsner oder M-Tec haben teilweise monatelange Lieferzeiten auf neue Anlagen. Das liegt nicht nur an den hohen Bestellmengen, sondern auch am Mangel an Halbleitern, die in die Geräte eingebaut werden. Die vollen Auftragsbücher der regionalen Installateure tragen ihr Übriges zu den Wartezeiten bei.

Weltmarktführer bei Pelletsheizungen

Richtig gut läuft es für die Erzeuger von Pellets und den dafür nötigen Kesseln. Zu den größten Herstellern von Pelletsheizungen in Österreich zählen laut dem Branchenverband Propellets Austria Ökofen, Hargassner und Fröling. Dazu kommen weitere große Player wie KWB, Windhager, Herz, ETA oder Guntamatic. Für Christian Rakos von Propellets Austria sind die heimischen Hersteller eindeutig Weltmarktführer bei Pelletskesseln. „In keinem anderen Land wird ein vergleichbares technisches Niveau erreicht. Das hat sich bis nach Südamerika und Asien herumgesprochen. Die hei­mischen Unternehmen sind nicht nur auf ihrem wichtigsten Exportmarkt Deutschland omnipräsent, sondern auch in Frankreich, den USA, Chile und Japan.“

Hierzulande verfügen 164.000 Haushalte über eine Pelletszentralheizung, weitere 57.000 Haushalte betreiben ­einen Pelletskaminofen. Den Aufwärts­trend konnten auch die zuletzt stark gestiegenen Pelletspreise nicht bremsen. Eine Tonne kostete im April rund 323 Euro und damit fast 50 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Der Grund sind die gestiegenen Produktionskosten für Pellets: Sägespäne und Sägerestholz haben sich wegen der großen Nachfrage verteuert, die Strom- und Energiekosten sind explodiert, dazu kommen Preissprünge bei Treibstoff für die Zustellung und bei der Kunststoffverpackung.

Seit 2013 ist der weltweite Bedarf an Industriepellets von 9,3 Millionen Tonnen um 153 Prozent auf 23,6 Millionen Tonnen 2021 gestiegen. 2026 wird er mit rund 32 Millionen Tonnen einen Rekordwert erreichen und sich bis 2030 bei rund 30 Millionen Tonnen stabilisieren. 1,6 Millionen Tonnen davon stammen derzeit aus Österreich. 71 Prozent dieser Produktionskapazität wurden erst in den vergangenen zehn Jahren errichtet. Verbraucht werden hierzulande derzeit 1,2 Millionen Tonnen Pellets. Zum Vergleich gibt der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) für 2021 für Deutschland eine Produktion von 3,4 Millionen Tonnen und einen Verbrauch von 2,9 Millionen Tonnen an. Für beide Märkte gilt: Tendenz steigend.

Heimische Boom-Branche

Viele der großen Pelletsheizungsher­steller bauen ihre Kapazitäten derzeit massiv aus (siehe auch Interview mit ­Christian Rakos auf S. 66). Prominentes Beispiel ist Ökofen aus Oberösterreich. 2021 konnte der Umsatz aufgrund der starken Nachfrage bei Pelletsheizungen um 70 Prozent auf 190 Millionen Euro ­gesteigert werden. 135.000 Anlagen hat das Mühlviertler Unternehmen weltweit bereits ausgeliefert. Der Firmensitz in Niederkappel wird derzeit deshalb groß erweitert, sodass im Sommer 2022 insgesamt 40.000 Quadratmeter Produktions- und Logistikfläche zur Verfügung stehen werden und 50 neue Jobs entstehen. Die Kapazität kann so mittelfristig verdoppelt werden.

Einen ähnlich ambitionierten Wachstumskurs fährt der Innviertler Konkurrent Hargassner. Die Oberösterreicher liefern Heizanlagen für kleine und größere Leistungen. Einfamilienhäuser zählen genauso zu den Kunden wie Gasthäuser, Hotels, landwirtschaftliche Betriebe oder die holzverarbeitende Industrie. 140.000 Biomasseheizungen hat der Familienbetrieb bereits produziert. Heuer rechnet Hargassner mit einer Steigerung auf 28.000 verkaufte Biomasseheizungen nach 17.500 im ­Vorjahr. Drei Viertel davon sind Pelletskessel. Um die gestiegene Nachfrage zu bewältigen, wird auch hier groß ausgebaut. Auf 18.000 Quadratmeter wird ­derzeit die Produktion erweitert. Bis zu 200 neue Jobs sollen dadurch am ­Standort Weng entstehen.

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