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Interview mit Finanzminister Markus Marterbauer
„Die Rezession ist überwunden, ein toller Aufschwung ist das nicht“
Man muss seine Ideologie nicht immer beklatschen, das weiß er auch und schaut dann ganz listig. Als wollte er sagen: „Ich weiß ja, was du wirklich denkst, ich will halt was anderes.“ Im GEWINN-Interview hat Georg Wailand versucht, ihm zu entlocken, wie er mit Österreichs stark gewachsenem Schuldenberg umzugehen gedenkt.
GEWINN: Starten wir mit der Konjunktur, das gibt Hoffnung.
Marterbauer: Nach den ersten fünf Monaten sehen wir, dass sie eine Spur besser als erwartet ausgefallen ist. Nach wie vor liegt viel Unsicherheit in der Entwicklung, angefangen von Trumps Zoll-Ideen bis hin zu den jüngsten Kriegsereignissen. Nach zwei schlechten Jahren stabilisiert sich die Lage. Die Rezession ist überwunden, aber ein toller Aufschwung ist das nicht, eher eine gewisse Stabilisierung.
GEWINN: Aber jetzt geht es gleich ans Einsparen, das reicht manchen nicht, die wollen darüber hinaus auch Strukturreformen.
Marterbauer: Wir müssen jetzt einmal gleich einiges wieder ins Lot bringen, da können wir nicht lange warten. Ein Beispiel dafür ist der Klimabonus, der spart immerhin zwei Milliarden Euro. Natürlich ist das nicht sofort die große Strukturreform, aber die kommt in den folgenden Jahren. Heuer einmal 6,4 Milliarden, dann noch einmal mehr. Das sagt sich leicht, aber das ist doch ein komplexes Thema.
GEWINN: In der Wirtschaft fragen sich viele: Wie konnte es passieren, dass im öffentlichen Dienst ein hoher Gehaltsabschluss – ohne große Verhandlungen – vereinbart wurde? Ein Staat, der finanziell knapp bei Kasse ist, gönnte seinen Beamten ein Lohnplus, das jedem kleinen Unternehmer die Zornesröte auf die Stirn getrieben hat? Schön, wenn man sich so etwas leisten kann, aber das ging doch nur auf neue Schulden!
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