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Dekoratives vom Design-Doyen
Die Replika der Bugatti-Type 52 Bébé ist eins von insgesamt 17 Modellen aus Sir Terences Bugatti-Sammlung, die nun bei Bonhams versteigert wird. Das in Conran-Blau lackierte elektrische Kinderauto ist auf 6.000 bis 8.000 Pfund (7.000 bis 9.000 Euro) geschätzt.
© Bonham's

Design als Anlage

Dekoratives vom Design-Doyen

Mitte Dezember kommen bei Bonhams die privaten Möbel und Sammlungen von Sir Terence Conran unter den Hammer.

Von Marie-Thérèse Hartig

02.12.2022

„Wenn du dich abrackerst und Geld verlierst, bist du ein Held. Wenn du anfängst, Geld zu verdienen, wirst du ein Kapitalistenschwein.“ Sir Terence Conran (1931–2020) machte sich über diese Klassifizierung zwar lustig, dürfte sich aber auch geärgert haben, denn „mehr als jeder andere hat Sir Terence dazu beigetragen, gutes Design zu demokratisieren und es mit seinen Habitat Stores und The Conran Shop den Massen zugänglich zu machen“, erklärt Harvey Cammell, Leiter des Departments Private Collections & House Sales bei Bonhams. In Österreichs Haushalten nahm Conran-Design spätestens ab seiner Kooperation mit Tchibo im Jahr 2008 Einzug.

Am 14. Dezember versteigert nun das britische Auktionshaus 350 Gegenstände aus dem persönlichen Besitz des Design-Doyens und Architekten, Möbelherstellers und Restaurantbesitzers. „Sir Terence Conran, The Contents of Barton Court“ bietet einen eklektischen Mix aus von Conran entworfenen Möbelstücken und Arbeiten befreundeter Künstler wie Sir Francis Bacon und Sir Eduardo Paolozzi, Richard Smith und Allen Jones. Smiths „Green Abstract“ repräsentiert mit einem Schätzwert von 10.000 bis 15.000 Pfund (11.500 bis 17.000 Euro) das teuerste Los der Auktion; zu den weiteren Highlights zählen neun signierte Lithografien von Paolozzi (zusammen 4.000 bis 6.000 Pfund/4.600 bis 6.900 Euro), eine Installation aus neun Kunstwerken und Skulpturen, darunter ein Gipskopf von Paolozzi (3.000  bis 5.000 Pfund/3.400 bis 5.700 Euro) und Sir Terences ausladender persönlicher Schreibtisch aus Walnussholz (3.000 bis 3.500 Pfund/3.500 bis 4.000 Euro).  

Doch nicht nur ernsthafte Arbeiten finden sich in dem breit gefächerten Angebotskatalog. In den mehr als 40 Jahren, in denen Conran sein Landhaus in Berkshire bewohnte, hat er auch eine Menge moderne Designobjekte und Kuriositäten zusammengetragen – zum Beispiel eine Sammlung von 17 Bugatti-Tretautos (lackiert in Conran-Blau, Schätzwert 500 bis 8.000 Pfund/570 bis 9.100 Euro), eine ganze Kollektion Michelin-Männchen (ein augenzwinkernder Hinweis auf das von ihm gekaufte Michelin Building in der Londoner Fulham Road, in dem sich auch sein berühmtestes Restaurant, „Bibendum“, befindet) oder ein lebensgroßes Pony aus Kiefernholz, das im späten 19. Jahrhundert einem französischen Sattelmacher als Modell diente.

Ein Kapitel für sich stellen in dieser Auktion natürlich Möbel dar. In seinem Zuhause in Barton Court umgab sich Conran nicht nur mit selbstentworfenen Lieblingsstücken, sondern auch mit Designklassikern wie einem weißen Eames-„Lounge  Chair“ oder einer Thonet-Chaise longue aus der Zeit um 1890. Sie finden sich ebenso im Versteigerungskatalog wie Conrans eigene Prototypen, Unikate oder Exemplare aus strikt limitierten Auflagen. „Viele davon werden hier erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht“,  freut sich Cammell. 

Besonders hervorzuheben sind Conrans Concorde-Tische, die der Designer speziell für den Concorde Room im John F. Kennedy Airport in New York kreierte, die zentrale Kellner-Bar aus dem „Bibendum“ und der Eileen-Tisch, zu dem Conran die große irische Designerin Eileen Gray inspirierte.

Wem diese Originale eine Nummer zu groß sind, der kann aus einer Vielzahl von Miniaturmodellen das Möbelstück seiner Wahl erwerben. Von Conran höchstselbst gebastelt werden für die kleine Brieftasche insgesamt 120 seiner berühmten Entwürfe in maßstabsgetreuem Kleinstformat jeweils im Sixpack angeboten; die  Preise rangieren zwischen 200 und 2.000 Pfund (230 bis 2.300 Euro). Sollten Sie bisher keinen „echten Conran“ zuhause haben, lohnt jedenfalls ein Blick in den Katalog, denn wie meinte Sir Terence so richtig? „Die Leute wissen nicht, was sie wollen, bis man es ihnen anbietet.“

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