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Champagne – Faszination der prickelnden Welt© charmedlightph – GettyImages.com

Weinblog

Champagne – Faszination der prickelnden Welt

Österreich liegt zwar in der Statistik der Champagner-Konsumation weltweit nur auf Platz 18, aber immerhin geben wir über 29 Millionen Euro für das prickelnde Prestigeprodukt aus. 2018 wurden in der nördlichsten Weinbauregion Frankreichs 302 Millionen Flaschen produziert, und im selben Jahr gingen 1,41 Millionen Flaschen in unsere Heimat.

Von Walter Kutscher

19.11.2025
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Was sich beim Österreichischen Sekt zeigt, zeichnet sich auch beim Champagner-Markt ab: Der elitäre „Sprudel“ überschreitet mitunter immer mehr den Nimbus als rares Festtagsgetränk und bereitet uns auch als Speisenbegleiter und nobler Beistand für den Alltag bis hin zum Seelentröster Vergnügen. Doch wie passierte es, dass der „König aller Weine“ zu seinem unübertrefflichen Image kam?

Von der Nachgärung zum Prestigeprodukt und Markenartikel

Als im 17. Jahrhundert in einer kleinen Eiszeit in der kargen, kalten Landschaft der Champagne einige Weine durch Nachgärung Kohlensäure in der Flasche entwickelten, dachte noch niemand, dass aus diesen Zufallsprodukten einmal der berühmteste Schaumwein der Welt entstehen würde.

Von der Not zur Tugend, könnte man diese Pionierphase bezeichnen, bis der Benediktinermönch Dom Pérignon, Kellermeister und Prokurator der Abtei von Hautvillers, dann endgültig den Durchbruch brachte. Er vereinte die Kunst des Verkostens und des Verschneidens (Cuvetierens) mit der Geduld des Forschens. Um die Jahrgangsunterschiede auszugleichen, vermählte er in seinen Grundweinen stets mehrere Ernten. Schließlich wurde vom französischen Königshaus gleichbleibende Qualität verlangt. Seine sensorischen Fähigkeiten, das technologische Know-how und die Methode, aus blauen Trauben weiße Basisweine herzustellen, bedingten, dass er immer wieder als „Erfinder des Champagners“ bezeichnet wurde.

„Brüder! Ich trinke Sterne!“, dieser euphorische Satz wird ihm zugeschrieben, als er die ersten erfolgreichen Versuche erleben durfte. Zur Grundlage des Erfolges trugen aber auch zwei weitere Voraussetzungen bei. Möglichst bruchsichere Flaschen wurden benötigt, die den Druck aushalten konnten.

Und zum Zweiten war ein Verschluss gefragt, der die Kohlensäure nicht entweichen ließ. Diese Utensilien wurden aus England (verre anglais) bzw. von der iberischen Halbinsel importiert.

Vom „König aller Weine“

Die Champagne und ihre schäumenden Produkte waren bald an allen Königs- und Fürstenhöfen Europas so beliebt, dass das abgegrenzte Gebiet östlich von Paris immer mehr Berühmtheit erlangte und Champagner zum Wein der Feste und der guten Laune wurde. Die ersten Champagnerkellereien mit Weltruhm entstanden. Das älteste heute noch existierende Champagnerhaus ist Ruinart (1729), gefolgt von Moët (1743).

An neuen Technologien wurde ständig gearbeitet. Die Zugabe von Zucker und Hefe, um die zweite Gärung in der Flasche kontrolliert durchführen zu können und die Erfindung des Rüttelpultes, um sauberen, hefefreien Champagner zu produzieren, waren die nächsten wichtigen Schritte.

Da aber in vielen Ländern für die meisten Schaumweine der Begriff „Champagner“ als Bezeichnung verwendet wurde, galt es für die nördlichste französische Weinbauregion einen Gebietsschutz zu erwirken, was letztendlich erst nach dem ersten Weltkrieg eingeleitet wurde.

Einzigartige Landschaft – ein unverwechselbares Produkt

Heute ist die Champagne mit über 34.000 Hektar Rebfläche und den drei Rebsorten Pinot Noir, Meunier sowie Chardonnay Vorbild für alle anderen Schaumweingebiete. 35 strenge Qualitätsregeln und hohe Traubenpreise schaffen es, dass die Produkte weltweit gefragt sind.

Dabei trinken die Franzosen selbst den meisten Champagner, aber erstmals fiel der Inlandskonsum unter die 50 Prozent-Marke. In den oft kilometerlangen Kreidekellern von Reims, Epernay oder Aÿ lagern weit über 1,4 Milliarden Flaschen. Für Nachschub ist also durchaus gesorgt.

Doch die guten und bekannten Champagnerhäuser lassen ihren Produkten durchaus Zeit. Drei Jahre auf der Hefe gereift ist dabei für die „Standard Bruts“ üblich. Und die Jahrgangs-Champagner (Millésimé) sowie die Prestige-Cuvées verweilen oft bis zu zehn Jahre mit Hefekontakt in der Flasche. Diese wertvollen prickelnden Pretiosen haben auch nachher durchaus die Möglichkeit im Keller nachzureifen, während einfache Schaumweine zum früheren Genuss konzipiert sind.

Unterschied Champagne – Sekt – Cremant

Was macht einen Champagne (ohne „r“ – so die eigentlich richtige französische Bezeichnung) aus? Was ist das Besondere an diesem elitären Produkt?

Zunächst einmal ist es die genau abgegrenzte Herkunft. Sekt oder Cremant weisen hingegen keinen Gebietsschutz auf. Im Gegensatz zum Sekt sind auch nur die drei Hauptsorten (insgesamt 99,7 Prozent) zugelassen. Und dann ist es vor allem auch das einzigartige Terroir. Die großteils kalkhaltigen, kargen Böden, das raue Klima und die speziellen, eingestuften Lagen ergeben schon eine gewisse Einzigartigkeit.

Aber auch sensorisch lässt sich Champagne von anderen Schaumweinen meist leicht unterscheiden. Denn nach etwa 30 Monate Lagerung auf der Hefe kommt es zu einem Selbstzersetzungsprozess derselben, und es entwickeln sich die charakteristischen Aromen: Geröstete Haselnüsse, Brotrinde, Pumpernickel, Brioche, Dörrobst (wie Feigen und Datteln) bestimmen das Geruchs- und Geschmacksbild, die Textur zeigt sich cremiger.

Vom richtigen Umgang

Entgegen vieler falscher Meinungen, sollten die wertvollen schäumenden Kreszenzen nicht zu kalt getrunken werden. Bei einem Billigsprudel ist es egal, ob er mit Eiseskälte serviert wird, aber je feiner und vielschichtiger ein Sekt, je nobler ein Champagner, desto moderater darf die Temperatur ausfallen. Etwa 9° C scheint da angepasst.

Auch beim Öffnen der Flasche hat sich einiges geändert. Während früher das Drahtkörbchen (Agraffe bzw. Muselet), das den Korken sichert, abgenommen werden musste, sollte es aus Sicherheitsgründen besser am Korken drauf bleiben. Wichtig ist es, den Daumen nicht zu entfernen. Dann wird die Flasche (und nicht der Korken) gedreht, bis die Kohlensäure durch leichten Gegendruck mit einem zarten Zischen entweichen kann. Die Engländer sagen zu diesem eleganten, animierenden Geräusch angeblich „Angles Fart“ (Engels Furz).

Also niemals den Korken knallen lassen, denn dieser kann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h zur gefährlichen Waffe werden. Die Champagne- bzw. Sektgläser werden, wenn möglich, ausgehoben, beim Einschenken geneigt und nie voll angefüllt.

Übrigens verwendet man in der Champagne auch immer öfter Weißweingläser, um das vielschichtige Bukett der prickelnden Kreszenzen besser erleben zu dürfen. Verpönt sind in jedem Fall Sektschalen!
 
Egal ob edler Sekt oder nobler Champagner, mit all dem Wissen lässt sich die Vorfreude auf den ersten Schluck zu den Feiertagen (und nicht nur zu diesen) nochmals steigern!
 
„… in dem kleinen Augenblick, der uns zwischen Krise und Katastrophe verbleibt, können wir ebenso gut auch ein Glas Champagner trinken.“
Paul Claudel
 
Champagner gilt also als die beste Medizin gegen Zukunftsängste!

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