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Konjunktur
Arme Griechen
In vielen Statistiken erlebt der einstige Pleitekandidat Griechenland so etwas wie ein Wirtschaftswunder. 2024 wuchs etwa das BIP um 2,3 Prozent – weit über dem EU-Schnitt –, und es gab einen Überschuss beim Staatshaushalt. Allerdings spüren viele Menschen keinen Aufschwung. Die griechischen Realeinkommen liegen um 26 Prozent unter dem Niveau von 2009, dem Jahr vor Ausbruch der großen Schuldenkrise, und sogar unter dem Wert, den sie zu Beginn des Jahrtausends innehatten (siehe Grafik). Laut OECD lag das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen zuletzt bei rund 17.600 Euro. Zum Vergleich: In Österreich sind es mehr als 53.000 Euro, was in konstanten Preisen, also inflationsbereinigt, immerhin elf Prozent über dem Niveau von 2000 liegt. Laut Eurostat beträgt die Kaufkraft des durchschnittlichen Privathaushalts in Griechenland 70 Prozent des EU-Durchschnitts. Noch ärmer sind nur die Bulgaren. Die Griechen zahlen also immer noch den Preis für die Finanz- und Schuldenkrise. Prompt machen die Gewerkschaften mobil, im April kam es zu landesweiten Streiks.