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Wenn die Beine abends nicht zur Ruhe kommen© AndreyPopov – GettyImages.com

Restless-Legs-Syndrom (RLS)

Wenn die Beine abends nicht zur Ruhe kommen

Was wünscht man sich mehr, als ruhig und fest zu schlafen? Für fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung bleibt dies ein ­absoluter Wunschtraum.

Von Andrea Dungl-Zauner

26.09.2023

Sie leiden unter Missempfindungen der Beine wie Kribbeln, Reißen, Jucken, Brennen, Krämpfen oder Schmerzen, müssen sie im Schlaf immer wieder bewegen, um zur Ruhe zu kommen? Gehen erleichtert diese Beschwerden kurzfristig, sobald jedoch Ruhe einkehrt, beginnen die Beschwerden von Neuem. Viele Betroffene versuchen, durch Drehen im Bett, Reiben oder Massieren der Beine die Symptome zu lindern. Typischerweise kommt es in weiterer Folge zu Schlafstörungen (über 90 Prozent), Tagesmüdigkeit und Erschöpfung.

Untersuchung und Diagnose

Die Diagnose „Restless-Legs-Syndrom“ (RLS) beruht auf klinischen Symptomen. Die vier essenziellen Kriterien beinhalten einen Bewegungsdrang der Beine (assoziiert mit sensiblen Störungen diverser Qualität oder Schmerzen), der nur in Ruhe und Entspannung auftritt und durch Bewegung gebessert oder sistiert wird.

Die neurologische Untersuchung ist meistens unauffällig. Als krankheitsauslösend werden genetische und Umweltfaktoren gesehen, die zusätzlich durch verschiedene Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) beeinflusst werden. Ein Eisenmangel gilt etwa als möglicher Auslöser eines RLS. Der Spiegel des Eisenspeicherproteins Ferritin sollte bestimmt, Erkrankungen wie Fibromyalgie, Polyneuropathie, arterielle Verschlusskrankheiten oder Beinvenenthrombosen ausgeschlossen werden. Oft kann keine auslösende Grunderkrankung diagnostiziert werden. Eine genetische Veranlagung wird bei etwa 40 bis 80 Prozent der Fälle vermutet. Treten die ersten Symptome vor dem 50. Lebensjahr auf, so ist der Verlauf in der Regel mild. Die Erkrankungshäufigkeit steigt mit dem Alter. Das RLS kann auch in Intervallen auftreten oder für mehrere Jahre spontan „verschwinden“.

Komplexe Therapie

Die aktuelle Therapieleitlinie empfiehlt die regelmäßige Kontrolle und Optimierung des Eisenstoffwechsels sowie einen langsamen und symptomorientierten Einsatz medikamentöser und nicht medikamentöser Behandlungsoptionen. Zu den Eisenpräpa­raten sollten zur Verbesserung der ­Resorption täglich 100 Milligramm ­Vitamin C eingenommen werden.

Die medikamentöse Therapie muss mit Bedacht gewählt und gesteuert werden, da sie in manchen Fällen auch zu einer Verstärkung der Symptome führen kann. Glücklicherweise benötigen nur ein bis zwei Prozent der Betroffenen eine kontinuierliche Therapie, die so spät wie möglich initiiert werden sollte. Dopaminagonisten werden als Therapie der ersten Wahl in möglichst geringer Dosierung eingesetzt. Alternativ kann auch ein Gabapentinoid zur Anwendung kommen.

Als Medikamente zweiter Wahl werden bei fehlender ausreichender Wirkung der zuvor genannten Opioide eingesetzt. Generell als unwirksam und somit nicht indiziert gelten Magnesium, Cannabinoide (Präparate aus der Hanfpflanze) und Benzodiazepine (schlaffördernd, Unruhe dämpfend).

Kaum bekannt ist, dass RLS auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten kann. Die Medikamente dürfen bei diesen nicht angewandt werden!

Nicht medikamentöse Therapieoptionen werden empfohlen. Bewegungs- und Physiotherapie haben besonderen Stellenwert. Hier Tipps, die man gefahrlos probieren kann:

  • Gehen, dehnen – regelmäßiges mäßiges Training
  • Kaltes oder heißes Bad – je nach individuellem Befinden
  • Kneippgüsse, Wassertreten
  • Massage – eher lockere Grifftechniken, Schüttelungen, Walkungen vor dem Zubettgehen
  • Ohrakupunktur
  • Entspannungstechniken – Atem-Qigong
  • Entspannungstee – Melisse, Baldrian, Hopfen
  • Kühler, ruhiger Raum, bequeme ­Liegestatt, regelmäßiger Schlafrhythmus – Schlafenszeit, Aufstehen, ausreichend Schlaf, Schlaftagebuch
  • Weniger Alkohol und Kaffee
  • Überprüfung der Medikamente mit dem Hausarzt – Blutdruck-, Herz-, Präparate gegen Erkältungen, Anti­allergika, Antidepressiva können ­ähnliche Symptome hervorrufen.

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