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Wenn der Knochen durch ist© oceandigital – GettyImages.com

Knochenheilung

Wenn der Knochen durch ist

In der Knochenheilung gab es in den vergangenen Jahrzehnten große ­Fortschritte. Das Spektrum reicht von resorbierbaren Materialien, X- und O-Bein-Korrekturen bis zu smarten ­Implantaten etc.

Von Erich Brenner und Michael Kordovsky

03.02.2022
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Robert W. hatte Glück im Pech. Innerhalb einer Zehntelsekunde brach der Rückspiegel des Fahrzeugs seinen Unterarm. Der Wagen raste einfach zu knapp beim Jogger vorbei. Wo das Glück ist? 20 Zentimeter näher und der gesamte Körper von W. wäre erfasst worden. Zudem war es zwar schmerzhaft, aber ein glatter Bruch, der die Behandlung ­einfach hielt (der übliche Gips halt).
Anders als bei Helmut B. Er brach sich beim Fußball zweimal denselben Unterarm samt Handgelenk – und musste einen dritten, zielgerichteten Bruch durch die Ärzte über sich ergehen lassen, weil der Bruch nicht gut zusammenwuchs.
Robert W.s Unfall war vor ein paar Monaten, er kann seinen Arm heute nach einigen Einheiten Physiotherapie wieder weitgehend normal bewegen. Helmut B.s Brüche fanden in den späten 1980ern statt, die Therapie war über längere Zeit schmerzhaft, die Ärzte brachten das Handgelenk trotz Verschraubung nicht zur Gänze hin.

Moderne, innovative Methoden zur Behandlung von Fehlstellungen bestehen heute beispielsweise laut Prim. Univ.-Doz. Dr. Wolfgang ­Schneider, Vorstand I. Orthopädische Ab­teilung im Herz-Jesu Krankenhaus, in Computertomografie-basierten dreidimensionalen Operationsplanungen und gleichzeitiger Verwendung von patientenspezifischen ­Schablonen, „womit Korrekturen von Fehlstellungen nicht nur wesentlich schneller, sondern auch wesentlich präziser durchgeführt werden ­können“.

Beispiele sind X- und O-Bein­korrekturen bei Erwachsenen, was OA Dr. Georg Brandl, II. Orthopädische Abteilung im Herz-Jesu Krankenhaus, wie folgt kommentiert: „Bei der Bein­achsen­korrektur werden patientenspezifische Schablonen aus dem 3D-Drucker für die ideale Anpassung der Knochenschnitte verwendet. Gleichzeitig bestimmen die Schablonen die genaue Positionierung der Implantate im Falle der Beinachsenkorrektur. Die Implantate sind meistens Titanplatten oder Carbon-verstärkte Kunststoffplatten, die bereits seit mehreren Jahren in der Medizin zur Anwendung kommen und gut verträglich sind.“ Doch selbst die „ausgefeiltesten technischen Produkte können die Biologie der Knochenheilung, die Berücksichtigung operationsspezifischer biomechanischer Überlegungen und die Zeit zur notwendigen Knochenheilung nicht außer Kraft setzen“, gibt Schneider zu bedenken.

GEWINN interviewte Schneider über smarte Implantate, sich auflösende Schrauben und Co. bei Knochenbrüchen.

GEWINN: Früher mussten Schrauben noch in einer zweiten Operation aus dem Knochen entfernt werden.
Schneider: Bereits seit Jahrzehnten werden Schrauben und Platten aus Materialien hergestellt, die ein Leben lang aufgrund ihrer problemlosen Verträglichkeit im Körper belassen werden können – aus Chrom-Kobalt-Stahl, Titan. Falls Schrauben entfernt werden müssen, geschieht dies meist aufgrund einer mechanischen Irritation. Etwa wenn Implantate durch die Haut tastbar sind oder wenn Implantate drohen zu wandern mit Schädigung benachbarter Strukturen.
GEWINN: Heute gibt es sich auflösende Schrauben und Schrauben aus Knochenmaterial. Wie sieht hier der Einsatz in der Praxis aus?
Schneider: Die Verwendung selbst auflösender Schrauben erfordert in den meisten Fällen keine Entfernung dieses Materials, lediglich in Fällen einer überschießenden Fremdkörperre­aktion ist auch hier eine Materialentfernung notwendig. In der breiten ­Anwendung hat sich die Verwendung selbstauflösender Schrauben und Platten jedoch nicht durchsetzen ­können.
GEWINN: Wohin geht dann die Entwicklung?
Schneider: Sie lief eher in Richtung einer Modifikation des Osteosynthesematerials im Sinne einer Minimalisierung der Schrauben und Platten zur Vermeidung mechanischer Irritation. An selbstauflösenden Materialien sind seit Jahrzehnten Schrauben aus bestimmten Zuckerverbindungen im Einsatz, insbesondere im Bereich der Kreuzbandoperationen. In letzter Zeit auch zunehmend Schrauben aus Mag­nesiumlegierungen, die neben der Selbstresorption auch eine höhere metallische Stabilität gewährleisten. Oder Schrauben aus menschlichem Spenderknochen, die vor allem eine Osteokonduktivität (Anm. d. Red.: Entlangwachsen des neuen Knochens an der eingebrachten Schraube) als Vorteil bringen.

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