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Von Altersbildern bis zur Kreislaufwirtschaft
Begeisterten bei der MMM-Fachtagung mit ihren inspirierenden Vorträgen (v. l. n. r.): Christoph Teller (JKU Linz), Franz Koll (Intersport Österreich), Thomas Stadler (Stadler Immobilien), Paul Unterluggauer (Tchibo), Gerald Resch (Bankenverband), Ronald Würflinger (Billa Stiftung Blühendes Österreich), Georg Wailand (MMM Club Österreich & GEWINN), Ernst Gittenberger (JKU Linz), Gerhard Drexel (Spar) und Roman Postl (Tomra Collection).
© GEWINN

Nachbericht der MMM-Fachtagung vom 27. Mai 2025

Von Altersbildern bis zur Kreislaufwirtschaft

Die MMM-Fachtagung zu den neuesten Trends im Handel spannte in ihrer Frühjahrs­ausgabe einen breiten Bogen von einem überholten Altersbild in der Gesellschaft über das Konsumverhalten der Generationen bis hin zu Nachhaltigkeit und zukunftsfähigen ­Handelskonzepten.

Von Michaela Schellner

02.07.2025
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Zweimal pro Jahr lädt Georg Wailand, GEWINN-Herausgeber und Präsident des MMM-Clubs Österreich, Handels-Interessierte zur MMM-Fachtagung. Bei ­dieser hochkarätigen Veranstaltung referieren Topexperten aus Praxis und Wissenschaft über die neuesten Trends im Handel.

Den Anfang der Frühjahrsausgabe, die am 27. Mai 2025 über die Bühne ging, machte Honorarprofessor der Universität Innsbruck und Spar-­Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard ­Drexel, dem es als einem von wenigen ehemaligen Spitzenmanagern gelungen ist, auch als Autor zu überzeugen. Schon sein erstes Buch, „Auf den Spirit kommt es an“, begeisterte, sein zweites Werk trifft den Zeitgeist nahe­zu perfekt. „Irrtum Ruhestand“ thematisiert unter anderem das in Politik und Unternehmen vorherrschende falsche Altersbild. „Es unterliegt einem Denkfehler“, zog Drexel die Anwesenden auch als Redner in seinen Bann. „Eine Frau mit 60 oder ein Mann mit 65 Jahren ist doch noch jung“, so Drexel mit Nachdruck.

Er ergänzte, dass der ­abrupte Übergang von 100 auf null einen Altersschub auslösen und im schlimmsten Fall krank machen könne. Wer sich im Alter keine Aufgaben gibt, gibt sich selbst auf, zitierte der heute 69-Jährige in diesem Zusammenhang den römischen Philosophen Cicero. Ruhestand sollte Drexels Ansicht nach keinesfalls als Stillstand, sondern als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung gesehen werden, die die noch verbleibenden Lebensjahre sogar zu den besten machen könne. Und er räumte auch gleich mit einem Vorurteil auf: „Die Älteren nehmen den Jungen nicht den Job weg. Wir haben Fachkräftemangel!“

Anhaltende Kaufzurückhaltung

Christoph Teller und Ernst Gitten­berger von der JKU Linz referierten zur Krise des Einzelhandels. Sie betonten, dass die wirtschaftliche Lage, Stichwort drittes Rezessionsjahr in Folge, große Auswirkungen auf die Konsum­zurückhaltung hat. Sie nahmen auch die Medien in die Pflicht, denn: „Die ­Medienberichterstattung über Insolvenzen verstärkt die Unsicherheit im Konsumverhalten. Die Folge: Das ­Konsumklima steigt nicht, und die Kaufzurückhaltung sinkt nicht“, so Teller. Generell orten die beiden Wirtschaftsexperten eine Verwundbarkeit über alle Generationen hinweg, besonders bei niedrigem Einkommen. Konsumenten würden neben dem Langfristbedarf (Möbel) aber auch bei Freizeit, Reisen und Urlauben vermehrt sparen.

Trotz aller Schwierigkeiten ­sehen Teller und Gittenberger jedoch ­einen Lichtblick: Über die Hälfte der Österreicher blicken zuversichtlich auf 2025. Die drei Haupttreiber für steigenden Konsum seien jedenfalls sinkende Preise, sichere Jobs und verbesserte Wirtschaftslage. Zudem könne die Inspiration der Kunden über besondere Einkaufserlebnisse oder Produktpräsentationen ein Weg aus der Krise sein.

Wie unterschiedlich das Konsumverhalten der Generationen Babyboomer (Jahrgänge 1946 bis 1965), Gen X (1966 bis 1980), Millennials (1981 bis 1995) und Gen Z (1996 bis 2010) ist, rückte Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbands, in den Fokus. Grundlage dafür lieferte eine Onlineumfrage mit über 1.000 Teilnehmern. Die Ergebnisse: Während die Gen Z häufig Lieferservice nutzt sowie am meisten in Fitness, Mode und ins Ausgehen investiert, ist der Urlaub bei allen anderen Generationen die größte Ausgabenkategorie. Die Babyboomer hingegen sind am sparsamsten und geben ihr Geld gerne für Kultur aus. Die Umfrage brachte auch ans Licht, dass die Gen Z am konsumfreudigsten ist und jüngere Generationen zwar ­offener für die Finanzierung ihrer Wünsche über Kredite sind, aber die Bereitschaft dafür insgesamt in Österreich eher gering ist. Generell ist das Sparpotenzial hierzulande sehr hoch, über 300 Milliarden Euro liegen aktuell auf heimischen Sparkonten.

Biodiversität und Einwegpfand

Eng mit dem Konsumverhalten verbunden ist auch das Thema Nachhaltigkeit, dem sich Ronald Würflinger, Generalsekretär der Billa-Stiftung Blühendes Österreich, widmete. Er kritisierte, dass Österreich trotz vorhandener Ressourcen und Expertise zu wenig für Biodiversität und Klimaschutz unternimmt. Als Beispiel nannte er die historische Entwicklung der Donau, deren Regulierung zu ­einem drastischen Rückgang der Fischbestände führte.

Einst war Wien der größte Binnenfischmarkt Europas, doch heute dominieren Importe, was globalen Energieverbrauch und Lieferketten belastet. Nur noch sechs der ursprünglichen 62 Fischarten in der Donau sind häufig. Auch die Biodiversität in der Landwirtschaft und bei ­Vögeln ist stark gefährdet. Der Farmland Bird Index zeigt seit 1998 Rückgänge von bis zu 90 Prozent. Streuobstwiesen und die Sortenvielfalt sind massiv bedroht, was wiederum die Lebensmittelsicherheit gefährdet. Darüber hinaus verschärft der Klimawandel die Situation: Frostschäden im Obstbau treten nun fast jährlich auf und verursachten alleine 2023 Kosten in Höhe von 56 Millionen Euro. ­Politik, Unternehmen und Stiftungen müssten demzufolge gemeinsam an einem Strang ziehen – schon kleine Beiträge könnten Großes bewirken. Erfolgreiche Initiativen wie der Moorschutz oder Projekte mit Wasserbüffeln würden dies verdeutlichen.

Die MMM-Fachtagung

Seit 1985 veranstaltet GEWINN-Herausgeber Georg Wailand, Präsident des MMM Clubs Österreich, die MMM-Fachtagungen, die sich als gemeinnützige, unabhängige Plattform für aktuelles Wissen aus der Handelsszene für Markenartikler und die passende Industrie etabliert haben. MMM steht dabei für „Moderne Markt-Methoden“. 
Die nächste MMM-Fachtagung findet im November 2025 statt.

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