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Drei Fragen an …
Thomas Schmiedbauer, Wiesbauer
Thomas Schmiedbauer steht seit 2008 an der Spitze des Wiener Wurstspezialisten Wiesbauer. Der 50-Jährige verantwortet damit ein Unternehmen mit 920 Mitarbeitern, das 2024 237 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet und 26.500 Tonnen Fleisch- und Wurstspezialitäten verkauft hat.
GEWINN: Herr Schmiedbauer, Sie betonen immer wieder, dass Fleisch und Wurstspezialitäten einen Wert haben, der nicht verwässert werden darf. Was bedeutet das für Ihre Unternehmensführung?
Thomas Schmiedbauer: Fleisch ist ein hochwertiges Lebensmittel und kein Produkt für permanente Rabattschlachten. Wenn Konsumenten ständig minus 30, 40 oder 50 Prozent sehen, verliert Fleisch seinen Wert, und das halte ich für gefährlich. Unsere Produkte sollen gekauft werden, weil sie gut schmecken, und nicht weil sie billig sind. Unsere Prämisse lautet deshalb seit jeher: Umsatz ja, aber nicht um jeden Preis. Qualität, Geschmack und faire Wertschöpfung stehen für uns immer im Vordergrund.
GEWINN: Kann man sich diesen Zugang und die Produktion in Österreich in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten überhaupt noch leisten?
Schmiedbauer: Man muss ihn sich leisten wollen. Ich bin Österreicher, und ich will hier produzieren. Wir haben hier Know-how, Qualität, Vertrauen und eine klare Identität. Natürlich sind die Rahmenbedingungen momentan schwierig. Die hohen Lohn-, Energie- und Rohstoffkosten belasten die Branche massiv. Aber solange es verantwortbar ist, bleibt die Produktion in Österreich. Erst wenn die Wettbewerbsfähigkeit ernsthaft gefährdet wäre, müsste man aus Vernunft heraus anders denken.
GEWINN: Sie führen Wiesbauer in dritter Generation. Wie prägt Sie das als Unternehmer, auch im Vergleich zu Ihrem Vater?
Schmiedbauer: Mein Vater hat dieses Unternehmen geprägt wie kein anderer. Vieles, was er aufgebaut hat, führe ich mit großem Respekt weiter. Gleichzeitig habe ich meinen eigenen Stil gefunden, den ich als fordernd, aber fair bezeichnen würde. Man könnte dazu auch „demokratische Diktatur“ sagen. Man hört sich alles an, aber am Ende muss jemand klar entscheiden. Für mich ist Unternehmersein kein Job, sondern ein Stück Leben. Und es bedeutet, Verantwortung für ein Produkt zu übernehmen, das in Zukunft vielleicht seltener, aber hoffentlich wieder wertvoller sein wird.


