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Porträt Gerd Kommer© Gerd Kommer Invest GmbH/Tanja Alde

Kommer spricht Klartext

Kunst: eine attraktive Anlageform?

Kunst wird häufig als beständiger Sachwert mit hohen Renditen angepriesen. Doch nüchtern betrachtet sind Kunst-Investments in der Praxis nicht so überzeugend.

Von Gerd Kommer und Tobias Jerschensky

24.06.2025
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Die Entwicklung der heutigen Finanzbranche dürfte in der Bronzezeit vor rund 3.000 Jahren begonnen haben. Seitdem versucht jeden Tag irgendwo auf der Welt jemand, den Rest der Menschheit davon zu überzeugen, man habe „ein neues, besonders attraktives Investment“ gefunden, in das schlaue, ertragsorientierte Zeitgenossen unbedingt investieren müssten. 

In diese Kategorie fällt seit jüngster Zeit auch Kunst als Investment, das mit Argumenten wie „Kunst ist einer der ältesten und zugleich wertbeständigsten Sachwerte überhaupt“ oder „Kunst hat sich als Wertanlage bewährt“ angepriesen wird. Häufig wird dabei auch postuliert, dass Kunstinvestments attraktive Renditen produzieren würden, die sogar die Langfristrenditen von Aktien übersteigen würden. Gleichzeitig hätten Kunstinvestment eine hohe Wertstabilität. 

Leider sehen die Fakten weniger rosig aus, jedenfalls, wenn man unter Fakten die Mehrheitsmeinung in der Wissenschaft zu Rendite und Risiko der Anlageklasse Kunst und eine korrekte Analyse des vorhandenen historischen Renditedatenmaterials versteht.

Die Realität von Kunst als Investment

Beginnen wir mit der Wissenschaft. Im Vergleich zu den Anlageklassen Aktien, Anleihen, Immobilien, Edelmetalle und Rohstoffe (und Finanzprodukte, die auf diesen Anlageklassen aufsetzen) existieren nur wenig wissenschaftliche Untersuchungen zur langfristigen Rendite-Risiko-Kombination von Kunst. Die Hauptursachen sind ein Mangel an verlässlichen historischen Renditedaten zu Kunst, hohe methodische Hürden bei der Konstruktion von Kunstindizes und die mikroskopische volkswirtschaftliche Bedeutung von Kunst in der Vermögensbildung von Privathaushalten und institutionellen Investoren.

Dieser Mangel hindert allerdings viele Kunstmakler und Anbieter von Kunstinvestments nicht daran, in ihrem Marketingmaterial fragwürdig hohe Renditezahlen zu Kunst und historische Renditevergleiche zwischen Kunst und Aktien zu publizieren, in denen die Aktienrenditen „merkwürdig“ niedrig sind. Ein konkretes Beispiel schildern wir weiter unten.

Trotz des erwähnten Mangels an Qualitätsdaten zu den langfristigen Renditen der Anlageklasse Kunst hat eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten nützliche empirische Studien zu Rendite und Risiko von Kunst publiziert – am häufigsten zu Gemäldekunst. Der Konsens in diesen wissenschaftlichen Analysen ist: Die Rendite der Anlageklasse Gemäldekunst liegt deutlich unterhalb derjenigen der Anlageklasse Aktien. Die geringen Wertschwankungen in Kunstindizes sind das Resultat der Konstruktion dieser Indizes und spiegeln nicht das Risiko von individuellen Direktinvestments in Kunst wider.

Von elf wissenschaftlichen Artikeln, die auf empirischen Analysen der historischen Rendite von bildender Kunst basieren, berichtet nur ein einziger von einer attraktiven Rendite-Risiko-Kombination im Gemäldesektor. Besonders lesenswert ist der Aufsatz „In Art We Trust“ von Yuexin Li, Marshall Xiaoyin Ma und Luc Renneboog aus dem Jahr 2022: Diese Wissenschaftler errechnen eine inflationsbereinigte Rendite von Gemäldekunst über die 58 Jahre von 1959 bis 2016 von 1,22 Prozent p. a. (in USD) – ohne Kosten und Steuern. Dem steht die reale Rendite des S&P-500-Index von 6,7 Prozent p. a. in diesem Zeitraum gegenüber.

Damit sind wir beim ersten Zwischenfazit: Aus Sicht der Wissenschaft stellt Gemäldekunst insbesondere nach Berücksichtigung ihrer weiter unten bezifferten exorbitanten Nebenkosten des Investierens bestenfalls eine mittelmäßig attraktive Anlagekasse dar, und auch nur dann, wenn der Investor in eine hinreichend große Stichprobe von Gemälden im gehobenen Preissegment investieren kann.

Kunstrenditen, wenn man genauer hinsieht

Doch diese einfache Feststellung ist nicht differenziert genug. Es lohnt, ein wenig tiefer zu bohren – etwa am Beispiel des viel beachteten „Contemporary Art Investment Guides“. Das Dokument soll seinen Lesern anhand vieler Zahlen und Daten zeigen, dass vermögende Privatanleger und institutionelle Anleger überall auf der Welt Gemäldekunst zunehmend als attraktive Anlageklasse entdecken und dass Kunstinvestments finanziell sehr attraktiv seien. Auf Seite 18 des Guides findet sich auch eine Renditegrafik:

Chart Artnet-Contemporary-Art-Index im Vergleich mit Aktienmärkten
Die Ergebnisse dieser Grafik, die in einem Investment-Ratgeber für Kunst veröffentlicht wurde, treffen bei genauerer Betrachtung nicht zu.

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