Hauptinhalt

In Kreisläufen denken© Arnulf Rödler

Cradle to Cradle

In Kreisläufen denken

Das Prinzip hinter Cradle to Cradle ist das Denken in Kreisläufen. Wiederverwerten statt wegwerfen, lautet die Devise. Heimische Unternehmen – darunter Wolford, Adler-Lacke und die Druckerei Gugler – nehmen sich ein Beispiel daran.

Von Katharina Thalhammer

24.05.2022

Kleidung, Papier und Häuser einmal wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar: In Kreisläufen zu denken und zu handeln sowie dafür neue nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln, ist das Ziel von Circular Economy. Cradle to Cradle, kurz C2C, ist nur ein Konzeptbeispiel der Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet: von der Wiege zur Wiege. Und ist nicht zu vergleichen mit dem veralteten Modell der linearen Wirtschaftsweise Cradle to Grave oder, wie es in der Wegwerfgesellschaft noch heißt, von der Wiege zum Mülleimer. Denn: Kreisläufe lassen keinen Abfall zurück.

Konzept Ende der 90er entwickelt

Die Idee ist nicht neu. „Das Prinzip wurde Ende der 1990er-Jahre von dem deutschen Chemiker Michael Braungart und dem US-amerikanischen Architekten William McDonough entworfen“, erzählt Andreas Röhrich, Forschungs- und Entwicklungschef beim Bregenzer Wäscheunternehmen Wolford. 221.800 Tonnen Textilabfälle landen in Österreich jährlich im Müll, zeigen Zahlen des Umweltbundesamtes. Alle Produkte sollen zu 100 Prozent wiederverwertet werden, sowohl technisch in Form von Recycling als auch biologisch wie beispielsweise Kompostieren. Im Moment sind es nur 17 Prozent.

Fünf Punkte sind laut Röhrich dafür entscheidend: Das sind zum einen die wiederverwendbaren Rohstoffe für neue Produkte und zum anderen die Materialgesundheit. „Antimonoxid ist ein Hilfsstoff, um die Faser Polyester herzustellen. Obwohl er gesundheitsschädlich ist, ist der Stoff gesetzlich zugelassen, beim C2C-Konzept nicht“, erklärt Röhrich. Weitere wesentliche Faktoren sind: die Verwendung von Abwasser ohne toxische Stoffe, die faire Entlohnung der Mitarbeiter und Produzenten in Asien und das Einbeziehen von erneuerbarer Energie. Und daran orientieren sich auch die Zertifizierungsstufen, die von Basis bis Platinum reichen. Wolford hat den Goldstatus. „Bei Platinum ist das Wasser fast trinkbar, und man verwendet zu 100 Prozent erneuerbare Energie. Das hat bisher kaum ein Unternehmen umsetzen können“, so Röhrich.

„Unsere zertifizierten Produkte, die wir zu 100 Prozent in Europa herstellen, sind für die technischen und biologischen Kreisläufe geeignet“, setzt Röhrich fort. Das bedeutet: Sie sind so zusammengestellt, um sie wiederzuverwenden. „Ein Beispiel ist der Kunststoff Polyamid 6. Ihn kann man chemisch so zerlegen, dass wir neues Polyamid gewinnen und in unserem Fall neue Strümpfe daraus herstellen“, berichtet Röhrich. Der biologische Teil: „Wir verwenden die Holzfaser Micromodal vom oberösterreichischen Hersteller Lenzing. Sie lässt sich kompostieren. Und man kann Biogas daraus gewinnen“, so der Ingenieur, der seit 33 Jahren für Wolford arbeitet und sich das Wissen zum Thema selbst angeeignet hat.

Weitere Artikel

Online April 2024

„Die Sucht, Arbeit mit Gewinn zu kombinieren“

1959 als Autohaus gegründet macht die Rainer-Gruppe heute auch mit Immobilien, Hotels und Filmen...

Weiterlesen: „Die Sucht, Arbeit mit Gewinn zu kombinieren“
Online April 2024

Was ist eigentlich … Volatilität?

GEWINN beschreibt, warum diese Kennzahl für Anleger so wichtig ist und warum hohe Volatilität nicht...

Weiterlesen: Was ist eigentlich … Volatilität?
Online April 2024Exklusiv für GEWINN-Abonnenten

NASDAQ-100-Index – ein „Wunderindex“?

In letzter Zeit ist ein regelrechter Hype um den technologielastigen Index entstanden. Wir zeigen...

Weiterlesen: NASDAQ-100-Index – ein „Wunderindex“?