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Hoch das Glas!
Das Trinkglas-Service Serie B, entworfen 1912 von Josef Hoffmann, besteht aus säuremattiertem Glas mit geometrischem Streifendekor. Der Designklassiker aus dem Haus Lobmeyr wird bis heute produziert und ist auch in internationalen Museen zu finden.
© J. & L. Lobmeyr

Kunst als Wertanlage

Hoch das Glas!

Die Wiener Glas- und Lustermanufaktur Lobmeyr feiert heuer 200-jähriges Firmenjubiläum und zeigt, wie man Tradition und Moderne perfekt unter einen Hut bringt.

Von Marie-Thérèse Hartig

06.03.2023

Was haben Regisseur Francis Ford Coppola, Sternekoch Alain Ducasse und Princess Margaret gemeinsam? Sie alle sammel(te)n Glas aus Wien, genauer gesagt die filigranen Kunstwerke aus der Wiener Traditionsmanufaktur J. & L. Lobmeyr, die seit mittlerweile 200 Jahren Sammler und Institutionen in In- und Ausland begeistern.

„Bei Lobmeyr gibt es spätestens seit der zweiten Generation einen großen Design-Fokus“, schildert Leonid Rath, einer der drei Cousins, die seit dem Jahr 2000 in sechster Generation das Familienunternehmen führen. „Wir sind stolz, dass wir einige archetypische, stilprägende Entwürfe im Sortiment haben, zum Beispiel das Trinkservice No. 4 von 1856, nach wie vor ein Bestseller, oder die Serie B von Josef Hoffmann. Sie hat neben anderen Entwürfen für die Kölner Werkbundausstellung die Formensprache stark modernisiert und ist daher auch im MoMA in New York oder in der Neuen Sammlung in München zu finden.“ Ein Highlight der Designgeschichte ist auch die filigrane Kugeldose aus hauchdünnem, mundgeblasenem Musselinglas (Entwurf: Oswald Haerdtl, 1925), mit der das Haus Lobmeyr auf der „Exposition des Arts Décoratifs“ in Paris mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurde.

„Lobmeyr-Glas zieht schon seit jeher das Interesse von Sammlern auf sich, weil es von namhaften böhmischen Glashütten hochqualitativ ausgeführt und gut dokumentiert ist“, erklärt Regina Herbst, Expertin im Wiener Dorotheum. Mundgeblasen, von Hand geschliffen, graviert und poliert durchläuft jedes Lobmeyr-Produkt in der Fertigung mindestens 18 Hände. „Gesucht sind heute besonders (Künstler-)Entwürfe von Serien aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und des Jugendstils, die heute nicht mehr produziert werden“, so Herbst. Michael Kovacek, Geschäftsführer des Wiener Auktionshauses im Kinsky und ebenfalls Fachmann für historisches Glas, ergänzt: „Sammler interessieren sich vor allem für besondere Gläser und Ziergegenstände aus Serien, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für den arabischen Raum gefertigt wurden. Da können dann große Prunkvasen, die nur sehr selten auf den Markt kommen, bis zu 50.000 Euro kosten.“ Auch heute erreichen die orientalischen Dekors international besonders hohe Preise, sowohl in Auktionen als auch in Webshops, verrät Leonid Rath: „Bemaltes geht gut, weil es am Bildschirm besser sichtbar ist als feines Trinkglas, das man eigentlich angreifen muss, um es zu begreifen.“

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