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Der Hype um digitale Kunst
24,4 Millionen Dollar (20,6 Mio. Euro) erzielte Sotheby’s im September bei der Auktion „Ape In!“ für einen Satz von 107 Affen-NFTs. Der insgesamt 10.000 Primaten umfassende „101 Bored Ape Yacht Club“ war Anfang 2021 von der in Delaware ansässigen Firma Yuga Labs auf der Ethereum-Blockchain erstellt worden
© Sotheby's

Geldanlage in NFTs

Der Hype um digitale Kunst

Kryptomanie 2.0: Nach dem Währungsboom von Bitcoin, Ethereum und Co. dreht sich jetzt alles um Non-Fungible Tokens, kurz NFT.

Von Marie-Thérèse Hartig

12.01.2022

„NFTs sind aktuell das, was soziale Medien 2010 oder Immobilien 1990 waren“, meint der indische Unternehmer und Gründer der Online-Business-Plattform BudgetOK, Anuj Jasani. „Daher empfehle ich allen jungen Unternehmern, in NFTs zu investieren.“ Sein Landsmann Vignesh Sundaresan hat das bereits eindrucksvoll getan: mit dem Kauf der Collage „Everydays: The First 5000 Days“ des Digitalkünstlers Mike Winkelmann – besser bekannt als Beeple. Stolze 42.329,453 Ethe­r (umgerechnet 69,3 Millionen US-­Dollar bzw. 57,2 Millionen Euro) bezahlte Sundaresan, der in Singapur als Krypto-Investor tätig ist und unter seinem Pseudonym MetaKovan (Meta-König) auftritt, Anfang März 2021 bei Christie’s New York. Ein Rekordpreis, mit dem eine breite Öffentlichkeit auf die de facto bereits seit 2014 existierenden NFTs aufmerksam wurde.

Doch wer sonst sammelt diese digitalen Kunstgüter? „Es ist eine ganz eigene Welt“, weiß Sophie Neuendorf, Vizepräsidentin der in Berlin und New York ansässigen Online-Plattform Artnet. „Noch ist die NFT-Community mit etwa 3.000 seriösen Sammlern eher klein und engmaschig.“ Viele kommen aus dem Finanzbereich und hauptsächlich aus Europa und den USA sowie aus Indien. „Der chinesische Markt hingegen ist ins Stocken geraten, seit in China Kryptowährungen verboten sind“, so Neuendorf. Zum Ehrenkodex der Sammelnden weltweit zähle es, an ihren NFTs festzuhalten und den Markt aufzubauen, obwohl die Versuchung zum Flipping, also zum schnellen Wiederverkauf, bei den dezentralisierten Finanzmärkten weit höher sei als in der traditionellen Kunstwelt. Zudem be­­schleunige die Krypto-Währung den Verkaufsvorgang enorm.

Michael Bouhanna, Sotheby’s-Experte für NFT aus der Abteilung für Zeitgenössische Kunst in London, betont, dass NFTs eine einzigartige ­Ergänzung zum traditionellen Kunstmarkt bieten und ein ganz neues Sammlerpublikum ansprechen: „Bei Sotheby’s sind fast 80 Prozent der Bieter in allen NFT-Auktionen neu, und mehr als 50 Prozent der Käufer sind unter 40 Jahre alt. Darüber hinaus finden traditionelle Sammler neue Möglichkeiten, ihre Sammlungen zu er­weitern.“

Aber auch für die Kunstschaffenden eröffnen NFTs neue Chancen, nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht, weil sie aus den Sekundärverkäufen zehn bis 20 Prozent einnehmen. Da alle Transaktionen in der Blockchain aufgezeichnet werden, erhalten Künstler bei jedem erneuten Verkauf automatisch ihren Anteil am Erlös.

Apropos Anteil: Um am lukrativen NFT-Kuchen mitnaschen zu können – die Investmentbank JPMorgan Chase schätzt, dass sich der weltweite NFT-Markt auf umgerechnet 6,3 Milliarden Euro beläuft –, setzen auch die großen internationalen Auktionsunternehmen zunehmend auf eigene NFT-Plattformen. So hat So­theby’s als erstes großes Auktionshaus im Oktober „Sotheby’s Metaverse“ gestartet, Christie’s kooperiert seit Anfang Dezember mit OpenSea, und artnet folgte mit ArtNFT sowie einer Kooperation mit ApeNFT, einer Firma des Gründers der Krypto-Platform Tron, Justin Sun.

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