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„Die jüngste Marktvolatilität führt zu massiven Zuflüssen in ETFs.“
Benoit Sorel, Amundi: „Die Kundenbasis bei ETFs wird ständig breiter, und die Geschwindigkeit, mit der das Volumen in Europa wächst, nimmt sogar noch zu.“
© Amundi

Interview mit Benoit Sorel, Amundi

„Die jüngste Marktvolatilität führt zu massiven Zuflüssen in ETFs.“

Laut Benoit Sorel, Leiter des ETF-Geschäfts beim Fondsanbieter Amundi, übertrifft der ETF-Absatz selbst 25 Jahre nach Markt­einführung in Europa die Erwartungen.

Von Martin Mayer

15.04.2025

ETFs feiern 2025 ihr 25-Jahre-Jubiläum in Europa – denn seit 2000 sind diese börsennotierten Indexfonds auch für europäische Anleger verfügbar. Und zu feiern gibt es tatsächlich Anlass, denn die kostengünstige Alternative zu aktiv verwalteten Fonds erfreut sich immer größerer Beliebtheit. So waren im Juli 2024 erstmals mehr als zwei Billionen Euro in Europa in ETFs investiert, das Volumen hatte sich damit innerhalb von nur vier Jahren verdoppelt. Entsprechend guter Laune zeigt sich auch Benoit Sorel, Leiter des ETF-Geschäfts beim Vermögensverwalter Amundi, der sowohl bei aktiven Investmentfonds als auch bei ETFs als größter europäischer Anbieter gilt. Bei seinem Wien-Besuch erklärt der Manager, der seit über 20 Jahren in dem Bereich tätig ist, dass die Zuwächse im ETF-Geschäft selbst die optimistischsten Prognosen übertroffen haben.

GEWINN: Börsennotierte Indexfonds, kurz ETFs, wurden erstmals vor 25 Jahren in Europa angeboten. Seither haben sie enorm an Bedeutung gewonnen. Was macht ETFs für Anleger so attraktiv?

Sorel: Erstens kann man ETFs im Unterschied zu anderen Investmentfonds jederzeit einfach über die Börse kaufen und verkaufen. Der zweite große Vorteil ist die Diversifizierung und die Möglichkeit, das Risiko mit ETFs breit zu streuen. Wenn Sie beispielsweise um 50 Euro einen ETF kaufen, der den Weltaktienindex MSCI World abbildet, haben Sie mit einem Schlag Ihr Geld auf mehr als 1.400 Unternehmen in 23 Industrieländern weltweit verteilt. Drittens sind ETFs sehr konkurrenzfähig, was die laufenden Gebühren anbelangt. Und der vierte große Pluspunkt von ETFs ist die hohe Transparenz: Wenn man einen ETF kauft, weiß man jederzeit ganz genau, welche Wertpapiere darin enthalten sind.

GEWINN: Häufig wird ja von ETF-Fans davon gesprochen, dass sie eine „Demokratisierung der Geldanlage“ bringen würden. Wie ist das zu verstehen?

Sorel: Ja, das sehen wir auch so, weil unabhängig davon, ob es sich um die größten institutionellen Anleger handelt, die Hunderte von Milliarden in ETFs investieren, oder um Privatanleger, die lediglich ein paar Hundert Euro verwalten. Sie alle können dasselbe Instrument zu den gleichen sehr wettbewerbsfähigen Konditionen erwerben.

GEWINN: Die geringen Kosten für ETFs sind das eine, aber muss man dafür auch Ertragseinbußen in Kauf nehmen?

Sorel: Entscheidend für die Performance ist die Vermögensaufteilung. Tatsächlich lassen sich 90 bis 95 Prozent der Erträge auf die Auswahl der Anlageklassen zurückführen. Ein eventueller Mehrertrag, den man durch das Herauspicken einzelner Aktien oder Anleihen erzielen kann, ist im Vergleich dazu marginal. Und ETFs bieten alle Wahlmöglichkeiten in Bezug auf die Anlageklassen, die man für ein ertragreiches Portfolio braucht.

GEWINN: Haben ETFs auch Nachteile?

Sorel: Da ETFs an der Börse gehandelt werden, können sie nur liquide Märkte abbilden bzw. in liquide Basiswerte investieren. Damit ist zum Beispiel eine Beteiligung an Private-Equity-Investments nicht möglich. Aber das ist für die meisten Privatanleger ohnehin nicht relevant.

GEWINN: Wie entwickelt sich 25 Jahre nach der Markteinführung in Europa die Nachfrage nach ETFs? Wie gut werden ETFs von Privatanlegern angenommen?

Sorel: Die Kundenbasis wird ständig breiter und die Geschwindigkeit, mit der das Volumen an ETFs in Europa wächst, nimmt sogar noch zu. So betrugen die Nettomittelzuflüsse in ETFs im Jahr 2024 in Europa 254 Milliarden Euro. Das hat uns selbst bis zu einem gewissen Grad überrascht. Die Marktteilnehmer hatten erwartet, dass sich die Kurve irgendwann einmal abflachen würde. Aber wir befinden uns noch ganz am Anfang, weil die Anleger in Europa erst langsam die Aktienmärkte für sich entdecken – im Unterschied zu den USA, wo der Großteil der privaten Haushalte bereits in Wertpapiere investiert hat. Und das Potenzial ist auch deshalb enorm, denke ich, weil wir aufgrund der höheren Lebenserwartung immer längere Pensionszeiten finanzieren müssen. Und dazu werden wir viel Geld sparen bzw. anlegen müssen.

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