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„Grüne Fuhrparks nehmen Fahrt auf“
„Wie oft Kunden wegen Ladestationen nachfragen? Jeden Tag.“: Gregor Bilik, Arval Austria
© Arval/Ludwig Schedl

Investitionen – Fuhrpark

„Grüne Fuhrparks nehmen Fahrt auf“

Das klassische Fuhrpark­management allein reicht nicht mehr für die gestiegenen Mobilitätswünsche von Unternehmen, beschreibt Gregor Bilik, Geschäftsführer von Arval Austria, im GEWINN extra-Interview.

Von Erich Brenner

20.05.2023

GEWINN: Covid-19, Ukraine-Krieg, Lieferkettenprobleme, Halbleitermangel etc. – wie hat sich das alles auf Ihr Geschäft als Fuhrparkmanagement- und Leasinganbieter ausgewirkt?

Bilik: 2022 konnten wir unsere Position am österreichischen Markt erfolgreich ausbauen und liegen nun unter den top drei. Aber Sie haben recht, diese Ereignisse haben sich auf die Fahrzeug­produktion und somit auf die Liefer­fristen ausgewirkt.

GEWINN: Inwiefern?

Bilik: Die Lieferfristen der Fahrzeuge sind deutlich angestiegen von früher durchschnittlichen drei auf jetzt zwischen sechs bis zwölf Monate. Zudem sind durch die hohe Inflation sowie die höheren Zinsen die Fahrzeugpreise und Logistikkosten angestiegen.

GEWINN: Wie wirkt sich das alles aus?

Bilik: Früher war dem Kunden die Fahrzeugausstattung sehr wichtig, heute steht mehr im Vordergrund, wann wir das Auto liefern können. Wegen der schlechteren Verfügbarkeit sind die Kunden heute offener für andere Marken, daher arbeiten wir auch mit einer größeren Anzahl an Marken zusammen. So konnten wir neue White-Label-Partnerschaften abschließen, etwa mit Hyundai, Kia, MG und Jaguar Land Rover. Asiatische Modelle sind stärker im ­Programm als früher. Sie haben auch besseren, schnelleren Zugriff auf Halb­leiter, daher sind sie schneller verfügbar.

GEWINN: Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um die Lieferzeiten zu verkürzen?

Bilik: Die Kunden sind heute eher bereit, die von uns bereits vorbestellte Ausstattung eines vorbestellten Fahrzeugs zu akzeptieren, um weiterhin mobil sein zu können. Wir haben zum Beispiel bereits 600 Fahrzeuge vorbestellt – die besten und populärsten in Österreich, wie wir denken – und haben diese auf Lager, um sie den Kunden so schnell wie möglich anbieten zu können.

GEWINN: Wie viele Fahrzeuge haben Sie in Österreich bei wie vielen Kunden?

Bilik: 13.000 Fahrzeuge bei 4.000 Kunden.

GEWINN: Viele Fahrzeugproduzenten haben etliche Modelle sowie Ausstattungsvarianten vom Markt genommen, diese sind nicht mehr verfügbar.

Bilik: Stimmt, deswegen haben wir un­sere Kunden immer sofort verständigt, wenn ein Hersteller begann, ein Modell oder eine gewünschte Ausstattung ­auslaufen zu lassen, um es doch noch rechtzeitig zu bestellen.

GEWINN: Welche Auswirkungen und Trends gibt es noch?

Bilik: Längere Leasingzeiten. Waren es früher drei bis vier Jahre, liegt die Behaltedauer der Firmenfahrzeuge jetzt bei vier bis fünf, bei manchen über sechs Jahre.

GEWINN: Wie stark ist der Trend zur Elektrifizierung?

Bilik: Sehr stark. Der Anteil von elektrifizierten Fahrzeugen bei unseren Neubestellungen liegt bei 30 Prozent. In Österreich nehmen vor allem grüne Fuhrparks Fahrt auf. Flottenmanager sind heute mehr denn je gefordert, ihren Fuhrpark sowohl nachhaltig als auch kos­teneffizient zu managen.

GEWINN: Wie viele E-Fahrzeuge sind unter den vorbestellten 600?

Bilik: Circa 100.

GEWINN: Arval hat ja kürzlich eine Ausschreibung betreffend „Fuhrparkmanagement für alternativbetriebene Kraftfahrzeuge“ der Bundes­beschaffung GmbH gewonnen. Um wie viele Fahrzeuge geht es da?    

Bilik: Es gibt eine Rahmenvereinbarung, die ein Kontingent von insgesamt rund 3.000 alternativ betriebenen Fahrzeugen innerhalb der nächsten vier Jahre zu einem ausgezeichneten Preis-Leis­tungs-Verhältnis umfasst. Öffentliche Auftraggeber können eine umfassende Fuhrparkmanagementlösung abrufen, die von der Fuhrparkberatung über die Finanzierung und das Fuhrparkmanagement bis hin zur Fahrzeugverwertung den gesamten Lebenszyklus abdeckt.

GEWINN: Wie oft fragen Kunden bei Ihnen wegen Ladestationen nach?

Bilik: Jeden Tag.

GEWINN: Bauen Sie selbst welche?

Bilik: Wir sind jetzt wirklich zum Mobilitätspartner des Kunden geworden. Ein Teil unserer Rolle ist, für unsere Kunden die besten Partner zu sammeln. Werkstätten für Reparaturen, Wartung, Reifen, Versicherungen, Assistance, Mineralölpartnerunternehmen, digitale Lösungen/Apps und nun auch die bes­ten strategischen Partner für Ladeinfrastruktur. Wir merken auch seit dem Wegfall des Sachbezugs beim Laden zu Hause eine weitaus höhere Nachfrage dafür. Wir verhandeln für unsere Kunden überall die besten Preise und halten die Qualität der Leistungen unserer ­Partner für unsere Kunden hoch.

GEWINN: Wie beurteilen Sie die Ladeinfrastruktur in Österreich?

Bilik: Die Ladestationinfrastruktur hält zwar nicht mit der Anzahl an E-Autos mit und man muss das Laden immer noch gut planen, in letzter Zeit ist sie aber förmlich explodiert und hat im ­Vergleich zu anderen Ländern ein gutes Niveau erreicht. Zudem wird die Ladeinfrastruktur weiter gut gefördert, auch die kleinen E-Nutzfahrzeuge.

GEWINN: Sie bieten auch das boomende E-Bike-Leasing an?

Bilik: Wir haben als erstes Fuhrparkunternehmen in Österreich E-Bike-Leasing für Unternehmen erfolgreich gestartet. Seit 2023 bieten wir auch kleinen Unternehmen und Privatpersonen Full-Ser­vice-Leasing an. Multimodalität wird immer wichtiger. Ob Auto, E-Bike, Zug, Leasing, Autoabo, Carsharing, öffentliche Verkehrsmittel etc. – die Zusammenarbeit zwischen all diesen Varianten wird immer wichtiger. Daher entwickeln wir uns immer stärker vom Fuhrparkmanager zum Mobilitätdienstleister bzw. Mobilitätspartner, der auch Autos anbietet. Das hat ein großes Potenzial.

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