Weinbar auf drei Rädern

Aufklappen und losfeiern. Die alte „Ape“ wird mit Weinkühler und Bierzapfanlage aufgerüstet (Foto: Apemio)
Veränderungen fallen bei Wolfgang Sief mitunter rustikal aus. Nachdem er 2016 das väterliche Photovoltaik-Unternehmen, das rote Zahlen geschrieben hat, übernahm, ging es zur Sache: „Wir haben bei einer Party den Empfangsbereich mit dem Vorschlaghammer zerstört“, erzählt der 38-jährige Tiroler, der damals nach beruflicher Veränderung suchte, schmunzelnd.
Und am Morgen danach? Gut, dass Sief schon oft in Italien geurlaubt hat. Gemeinsam mit seinem Kumpel und jetzigem Co-Geschäftsführer Andreas Tinzl kam ihm die Idee, das nach Österreich zu bringen, was er dort so liebte: Die kultigen „Dreiradler“ Piaggio Ape. Und sie dann in heimischen Gefielden zu stylischen, multifunktionalen Event-Mobilen umzubauen und zu vermieten.
Sief ließ seinen Photovoltaik-Betrieb in der Hoffnung auf künftigen Erfolg – trotz demolierter Lobby – weiterlaufen und gründete 2018 die Tochter „Apemio“, also „mein Ape“. Zuvor jedoch waren die zwei Unternehmer in Italien auf Ape-Schau. Für so einen Dreiradler blätterte das Duo im Einkauf zwischen 4.000 und 10.000 Euro auf den Tisch. „Wir suchten Ape-Oldtimer in abgelegenen Regionen Italiens.
Die Jahrgänge 1974 bis 1982 drücken optisch genau das aus, was wir verkörpern: das Liebliche und Markante“, schwärmt Sief. Je nach Zustand werden noch satte 25.000 bis 30.000 Euro für den detailverliebten Umbau pro Apemio investiert. Eine stolze Summe, machbar durch die finanzielle Rückendeckung des mittlerweile wieder aufgemöbelten Mutterunternehmens namens Siko sowie einem Kredit.
Aufwendiger Umbau
Jedes Apemio erstrahlt in einem individuellen Design und umfasst unterschiedliche Funktionalitäten. Häufig bekommen die Fahrzeuge den Namen des Vorbesitzers verpasst. Zum Beispiel „Rocco“, „der Urvater der Apemio-Familie“, wie Tinzl zu sagen pflegt, strotzt nur so vor Extras: Fotobox, Bierzapfanlage, Highend-Soundsystem und Beleuchtung. Für die Fertigstellung eines Apemios werken Sief und Tinzl gemeinsam mit bis zu zwei Mitarbeitern zwischen sechs und acht Wochen lang. Dies erklärt auch die verhältnismäßig hohen Umbaukosten.
Mittlerweile warten sechs Apemios auf ihren Einsatz bei Hochzeiten, Firmenfeiern, Messen oder privaten Feiern. Im Winter möchte man von Bier auf Glühwein umrüsten und somit auch für Christkindlmarktstandler interessant sein. Bei einem Tagesmietpreis von 680 bis 880 Euro allerdings ein ambitioniertes Ziel der beiden Tiroler Jungunternehmer, genügend Kunden zu finden und das Investitionsvolumen von gut 200.000 Euro wieder hereinzubekommen. Erste Einnahmen gibt es schon aus diversen Festivitäten. Während Kunden im Schnitt das Gefährt nur einen Tag beziehungsweise einen Abend mieten, ist man auf eine bereits erfolgte Vermietung von sechs Wochen am Stück besonders stolz.
Neben der Etablierung eines tragfähigen Geschäftsmodells, birgt das Liebhaberprojekt Apemio auch eine Hürde in der Praxis. Der Transport der Ape zum und vom Kunden. Die knapp 16 PS „starken“ Gefährte werden in der Regel mittels Anhänger zum Veranstaltungsort gebracht. Während die Dreiräder kurze Strecken von fünf Kilometern gut schaffen, kann es auf längeren Fahrten ganz schön unbequem werden: „Es gibt keine Klimaanlage, die Lenkstange fängt an zu wackeln, das Fahrzeug vibriert. Es sind eben keine Neuwagen, sondern Oldtimer“, erzählen die Gründer, die ihre Apemios von Jenbach in Tirol aus bereits in Westösterreich, in der Steiermark sowie in Italien vermietet haben. Längere Fahrtwege rechnen sich nicht, derzeit kommen Sief und Tinzl noch weitestgehend für die Transportkosten auf, um das Geschäft in Gang zu bekommen.
Künftig wollen sie 100 Apemios in ganz Österreich über ein Franchise-System verfügbar machen. Ob Sief dabei auch wieder zum Vorschlaghammer greift?