Drohnenflug ohne Bruchlandung

Die Phantom-Drohne erhob sich vor dem Windenergiepark bei Pottendorf in die Lüfte (Foto: Pepo Schuster, austrofocus.at)
Beim ersten Start – natürlich ohne Lesen der Bedienungsanleitung – driften die Spielzeugdrohnen in alle Richtungen weg. Sie müssen noch über die Zusatztasten bei den Steuerknüppeln der Fernbedienung getrimmt werden, bis sich ein stabiler Schwebezustand einstellt. Eine windstille Ecke mit ausreichend Platz (mindestens 3x3 Meter) spart Nerven, Frust und Flurschäden.
Was am Verkaufsschlager Drohnen so fasziniert? Sie lassen sich fernsteuern und die besseren Modelle folgen dem Besitzersmartphone wie ein fliegendes Hündchen automatisch. Mit einer Kamera versehen kann man damit Videos aufnehmen und so vollkommen neue Perspektiven der nächsten Umgebung live liefern. Für diesen GEWINN-Test haben sich drei Drohnen bis zu 250 Gramm (alles darunter ist als „Spielzeug“ deklariert) sowie zwei Modelle, für die man die Flugbewilligung der Austro Control benötigt, in die Lüfte erhoben.
Konkret nehmen die drei dankenswerterweise von Conrad Österreich (www.conrad.at) zu Testflügen zur Verfügung gestellten aktuellen „Leichtgewichtsdrohnen“ noch brauchbare 720er-HD-Videos und Ein-Megapixel-Fotos (1.280x720 Auflösung) auf, haben eine Reichweite von etwa 15 Metern und bleiben je nach Akkuzustand kurzweilige sieben bis zehn Minuten in der Luft. Die Modelle und Testeindrücke im Detail.
- ACME Zoopa Q 420 – erst fliegen, dann schauen: Zoopa ist eher ein Flugmodell, mit dem man zusätzlich relativ unkontrollierte Aufnahmen machen kann. Die Foto-/Videoauslösung erfolgt über die Fernsteuerung, aber ohne Bildübertragung. Die Geschwindigkeit ist in vier Stufen – vom Anfänger- bis zum Profimodus – einstellbar. Nach dem Trimmen lässt sich die Drohne recht stabil fliegen. 80 Euro.
- XciteRC Rocket 250 3D – vom Winde verweht: Ja, diese Drohne ist mir beim Erststart gegen die Hecke gedrückt und vom Propellerschutz befreit worden. Da gibt es keine Ausreden, mein Pilotenfehler. Das Leichtgewicht mit Bildübertragung auf den LCD-Bildschirm und in der Neigung verstellbarer HD-Kamera ist wegen des geringen Gewichtes aber auch sehr windempfindlich. Bei Windstille holt ein Druck auf die „Coming-Home-Taste“ den Copter wieder zum Sender zurück. Zehn Minuten Flugzeit, 30 Minuten laden, 130 Euro.
- Hubsan X4 FPV Plus – Liliput: Winzling mit stabilen Flugeigenschaften und solider Verarbeitung. Der leicht tauschbare Einschubakku kann in der Kamera und extern geladen werden, was den sinnvollen Einsatz von Zusatzakkus zur Verlängerung der Flugzeit erleichtert. Die Kamera liefert sehr weitwinkelige HD-Videos und Zwei-Megapixel-Fotos (1.600x1.200). 160 Euro.
Die „Verbotszone“ – Drohnen der Klasse 1
Wird ein Flugmodell mit Kamera zu Foto- oder Filmzwecken oder gegen Entgelt eingesetzt, gilt es laut Luftfahrtgesetz LFG § 24 f als unbemanntes Luftfahrzeug der Klasse 1 und darf nur mit Bewilligung der Austro Control betrieben werden. Auch wenn viele der kolportierten 20.000 verkauften Multikopter des Vorjahres nur Spielzeuge gewesen sein sollten, fällt die Diskrepanz zu den etwa 2.100 von der Austro Control bewillig-ten Drohnen ins Auge. Dabei kann „Schwarzfliegen“ schnell recht teuer werden. Die simple Verwaltungsübertretung kann von jedermann (also auch vom Nachbarn, der sich gestört fühlt) zur Anzeige gebracht werden und der Strafrahmen reicht bis zu 22.000 Euro. Wird die Kamera ausschließlich zur Navigation („zum Zwecke des Fluges selbst“) verwendet und kein Bild-/Videomaterial gespeichert, kann man sich da noch herausreden. Und man sollte klugerweise auch nichts online veröffentlichen!
Gesetzestreue Piloten stellen einen Antrag auf Betriebsbewilligung ihres kurz uLFZ genannten unbemannten Luftfahrzeuges (Formular-Download unter www.austrocontrol.at). Die als Beilage geforderten technischen Daten (Betriebsgrenzen usw.) holt man sich per copy & paste von der Produktseite des Herstellers, die obligate Haftpflichtversicherung schlägt mit rund 110 Euro pro Jahr zu Buche. Nach drei bis vier Wochen erhält man die vorerst auf ein Jahr befristete Betriebsbewilligung, einen Aufkleber mit der Ordnungszahl für die Drohne, eine Rechnung über rund 300 Euro und darf offiziell abheben . . .
. . . aber nicht am Sonntag, das ist verboten. Am Samstag nur von acht bis 14, an Wochentagen von acht bis 18 Uhr. Laut Bescheid aus Lärmschutzgründen.
Es darf niemand gefährdet oder in seiner Privatsphäre gestört werden, Flugverbote und Beschränkungen (z. B. Naturschutzgebiete) sind einzuhalten. Die Drohnen von Yuneec verweigern z. B. den Start in ausgewiesenen Flugverbotszonen, auch die getestete DJI Phantom bleibt in der Nähe des Flughafens auf dem Boden (getestet in Schwechat). Man muss vor dem Start eine Windmessung vornehmen und darf nur bis zu Windgeschwindigkeiten von zehn Meter pro Sekunde starten. Außerdem ist ein Logbuch zu führen, das auf Verlangen vorgezeigt werden muss. Die erlaubte Flughöhe beträgt maximal 150 Meter über Grund und es darf nur mit direkter Sichtverbindung geflogen werden. Der Flug über Menschenansammlungen ist generell verboten.
Die handelsüblichen Kameradrohnen entsprechen der Klasse 1 mit bis zu fünf Kilogramm Abfluggewicht und dürfen nur in den „Einsatzgebieten 1 und 2“ (unbebautes und unbesiedeltes Gebiet), definitiv nicht im Ortsgebiet geflogen werden. Innerhalb Wiens ist der Betrieb von Kameradrohnen generell verboten, es muss jeweils eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden.
Mit der passenden Fluglizenz ausgestattet ging es zum Test von zwei Klasse-1-Drohnen:
- DJI Phantom 3 Standard – solide Basis in der Luft: Nicht mehr ganz taufrisch, aber zum Preis ab 499 Euro ermöglicht die im August 2015 vorgestellte Phantom3 Standard den günstigsten Einstieg in die Welt der DJI-Kameradrohnen. Die Kamera hängt am Gimbal (kardanische Aufhängung), das für ruhige und gerade ausgerichtete Aufnahmen sorgt, und kann per Fernbedienung stufenlos um 90 Grad nach unten geneigt werden. Die Zwölf-Megapixel-Fotos werden auf Wunsch auch im unkomprimierten DNG-Format gespeichert und Videos mit bis zu 2,7K (2.704x1.520 bei 24, 25, 30 Bildern pro Sekunde) aufgenommen. Bildkontrolle, Einstellung der Flugmodi und Flugparameter erfolgen über die App auf dem Smartphone oder Tablet. Mit einem Aktionsradius von 500 und der maximalen Höhe von 120 Metern bleibt man im gesetzlichen Rahmen.
Lässt man die Steuerknüppel der Fernbedienung los, schwebt Phantom 3 so stabil auf der Stelle, dass sogar passgenaue Panoramaaufnahmen aus mehreren Einzelbildern durch leichtes Drehen des Copters möglich sind. Mehrere GPS-gestützte Funktionen wie „Follow Me“, „Home Lock“ oder „Point of Interest“ helfen beim Zusammenspiel von Flugverhalten und Kameraführung. So definiert man bei „Point of Interest“ das zu filmende/fotografierende Objekt, und die Drohne umkreist es dann mit ausgerichteter Kamera. Wenn die Akkukapazität nach zirka 20 Minuten ein kritisches Level erreicht oder die Funkverbindung abbricht, kehrt die Drohne automatisch zur Startposition zurück und landet auch selbständig.
- DJI Mavic Pro – der Transformer oder „Drohne to go“: Der Clou am DJI Mavic ist der ausgeklügelte Klappmechanismus, mit dem die Drohne auf handliche Lunchboxgröße zusammengefaltet und ohne großen Aufwand überall hin mitgenommen werden kann. Die Reichweite der Funkfernsteuerung soll (CE-konform) bis zu vier Kilometer betragen, womit man beim vorschriftsmäßigen Sichtflug ohnehin nie an die Übertragungsgrenze kommt. Bei Bedarf kann die Mavic mit reduzierter Reichweite (Radius 80, Höhe 50 Meter) auch nur über WiFi mit der Smartphone-App gesteuert werden. Die kardanisch aufgehängte Bugkamera liefert Videoaufnahmen von HD mit 1.280x720 bei 120 Bildern pro Sekunde bis zum großen C4K-Format mit 4.096x2.160 bei 24 Bildern pro Sekunde. Das Gimbal gleicht Schräglagen aus, erlaubt eine Kameraneigung von bis zu 90 Grad nach unten und auch Hochformataufnahmen.
Zwei Ultraschall-Entfernungsmesser und vier Sichtsensoren sorgen für den erweiterten Kollisonsschutz auch in Innenräumen ohne GPS-Empfang, und im Stativ-Modus wird die Steuerung entschleunigt und die Geschwindigkeit auf 3,6 km/h limitiert. Nachdem ein Objekt auf dem Bildschirm markiert wurde, wird es je nach Einstellung von der Drohne umrundet, verfolgt oder parallel begleitet. Für Selfies kann die Kamera durch Gesten ausgelöst werden.
Der DJI Mavic kostet etwa 1.200 Euro, für das Fly-More-Bundle mit zwei Zusatzakkus, Mehrfach-Ladegerät, Kfz-Adapter, zusätzlichen Ersatzpropellern und passender Transporttasche werden 1.499 Euro fällig.