ÖBIB: Hohe Wertschöpfung, aber Wirbel um Telekom Austria

Um einen höheren Streubesitz der Telekom-Aktie zu ermöglichen, trennte sich América Móvil Ende Juli von 7,81 Prozent der Anteile – doch wo sind diese geblieben? (Foto: Telekom Austria)
Eine der wichtigsten ÖBIB-Beteiligungen (Nachfolger der einstigen Staatsholding ÖIAG), die Telekom Austria mit 28,42 Prozent, sorgt derzeit für Wirbel. Laut Syndikatsvertrag mit der mexikanischen América Móvil muss diese ihren Anteil reduzieren, damit der Streubesitz binnen zwei Jahre auf gut 20 Prozent ansteigt.
Und tatsächlich trennte der mexikanische Konzern sich Ende Juli in Höhe von 7,81 Prozent an der Telekom Austria, damit verringerte sich dessen Anteil auf knapp unter 52 Prozent.
Einzig: Laut Marktteilnehmern hat sich damit der Streubesitz aber nur auf dem Papier erhöht, äußern Konkurrenten gegenüber TOP-GEWINN ihren Unmut. Zugleich hat die US-Investmentbank Citigroup sich mittels einer sogenannten Call-Option (mit diesem Derivat hat man das Recht, die zugrunde liegende Aktie zu einem festgelegten Kurs zu kaufen, einerlei wo der Kurs an der Börse notiert) den Zugriff auf diese 7,81 Prozent und somit auf diese Stimmrechte gesichert. Der Grund? Citigroup hat zeitgleich eine Wandelanleihe mit Laufzeit bis 2023 begeben. Diese Anleihe kann man in Aktien der Telekom Austria wandeln, wenn man das als Käufer möchte. Das tut man in der Regel dann, wenn man sie so günstiger bekommt als über die Börse. Also muss Citigroup sichergehen, dass es für „Wandlungsinteressierte“ selbst den Zugriff auf Aktien der Telekom Austria hat. Ob die Anleihe von einem einzigen Investor oder von mehreren Investoren gekauft wird, ist nicht bekannt.
Interessant ist jedenfalls der Wandlungspreis. Er liegt bei 7,213 Euro, weit über dem aktuellen Börsenkurs von knapp mehr als fünf Euro. Auch das sorgt bei Marktexperten für Kopfschütteln, denn damit ist die Wandelanleihe – zumindest auf den ersten Blick – wenig attraktiv.
Weitere wichtige ÖBIB-Beteiligungen sind die Österreichische Post mit 52,85 Prozent, die OMV mit 31,5 Prozent und die Casinos Austria mit 33,24 Prozent. Zukäufe wird es laut ÖBIB-Chefin Martha Oberndorfer keine geben. Dabei untermauerte eine jüngst präsentierte IHS-Studie die hohe Wertschöpfung der ÖBIB und ihrer neun Beteiligungsunternehmen. Die Bruttowertschöpfung der Unternehmen und Zulieferer erreicht knapp weniger als acht Milliarden Euro, das sind 2,6 Prozent des heimischen BIP. Dank der Auflösung des Wertpapierportfolios, somit der Rückstellungen, konnte die ÖBIB zudem im Vorjahr die Schulden um rund 40 Millionen Euro auf 248 Millionen Euro senken, während die Dividendenausschüttung an den Finanzminister weiters 180 Millionen Euro umfassten.