Chinesen auf Einkaufstour in Europa

Chen Feng, Gründer der chinesischen HNA Group, kaufte die Mehrheitsanteile an der heimischen Fondsgesellschaft C-Quadrat von den Gründern Alexander Schütz und Thomas Rieß (Foto: C-Quadrat)
Bereits seit einigen Jahren wird bei der börsennotierten Fondsgesesllschaft C-Quadrat, der zuletzt durch die Übernahme eines großen Mandates für ein Versicherungsunternehmen beim verwalteten Vermögen erstmals der Sprung über die Zehn-Milliarden-Euro-Marke gelang, laut über einen Abgang von der Börse nachgedacht (GEWINN berichtete).
Durch den jüngsten Schachzug der Gründer und Mehrheitseigentümer Alexander Schütz und Thomas Rieß könnte der Wiener Vermögensverwalter dieser Idee einen wesentlichen Schritt näher kommen: Am 3. Mai schlossen sie mit dem chinesischen Mischkonzern HNA Group Kaufverträge über den Verkauf von insgesamt 1.831.261 C-Quadrat-Aktien ab, was 41,97 Prozent der Aktien und Stimmrechte entspricht. Vorbehaltlich einer Genehmigung durch die heimische Finanzmarktaufsicht FMA wird das Geschäft frühestens Ende Mai abgeschlossen.
HNA plant, die erworbenen C-Quadrat-Anteile in eine eigens gegründete britische Gesellschaft namen Cubic einzubringen. Ebenso wollen die bisherigen Kernaktionäre ihre verbleibenden Aktien an Cubic im Austausch für Anteile an der neuen britischen Firma übertragen.
Abgang von der Börse geplant
Mit diesen Transaktionen würde Cubic rund 98 Prozent der Aktien und Stimmrechte an C-Quadrat kontrollieren. Die Chinesen planen, via Cubic mittels „Squeeze-out“ die anderen Gesellschafter rauszudrängen und die in Wien und Frankfurt notierte C-Quadrat von der Börse zu nehmen.
Die chinesische HNA-Group würde damit ihre Einkaufstour in Europa fortsetzen, nachdem sie unlängst mit einer Beteiligung von 9,92 Prozent zum größten Aktionär der Deutschen Bank aufgestiegen ist. Alexander Schütz wurde zuletzt auch in den Aufsichtsrat der größten deutschen Bank gewählt.
B&C Privatstiftung verkauft
Auch bei einem anderen erfolgreichen heimischen Konzern haben Kernaktionäre große Aktienpakete verkauft: Die B&C Privatstiftung hat Mitte Mai über zwei Tochterfirmen 12,56 Prozent am börsennotierten Faserhersteller Lenzing verkauft und damit einen Kurssturz der Lenzing-Aktie ausgelöst, obwohl die Geschäfte für Lenzing sehr gut laufen. Die von Bank Austria und Creditanstalt im Jahr 2000 gegründete Privatstiftung bleibt aber dennoch mit etwas mehr als 50 Prozent Mehrheitseigentümer.